Aus: Plötzlich allein...wie soll ich leben ohne dich?

Allein…

Als ich nach Hause kam war mit einem Schlag alles anders. Keiner wartete mehr auf mich. Keiner rief mehr an. Still war es im Hause. Die Kinder waren da, ja. Aber gerade vor ihnen konnte und durfte ich keine Schwäche zeigen. Ich war ihr Vater und ich musste für sie stark sein. Und ich meinte, dass ich das am besten könne, wenn ich ihnen nicht zeigen würde, wie es mir wirklich ging.
Inzwischen lebten sie auch nicht mehr zu Hause, sie gingen nun ihre eigenen Wege und hatten Mittel und Wege mit dem Verlust umzugehen.

Aber so sehr ich auch den pragmatischen, starken Mann spielte, mir war doch elend zu Mute. Ich war auf einmal völlig allein. Meine geliebte Frau war nicht mehr bei mir. Mir blieben nicht mal mehr die Fahrten ins Pflegeheim, in die Klinik, in die REHA; alles, was in den letzten Jahren normal war, gab es jetzt nicht mehr! Was blieb mir noch? Einzig die Erinnerung an einem geliebten Menschen, der jetzt nicht mehr unter uns weilte.
Wie sollte ich damit umgehen? Was sollte ich machen? Wie ging es für mich weiter?
Wie oft habe ich in unserem Wintergarten gesessen und über diese Fragen nachgedacht? Und wie oft weilte dann mein Blick in der Vergangenheit, als wir noch gemeinsam hier saßen, den Abend genossen, ein Glas Wein tranken und über den vergangenen Tag sprachen. Oder wir waren einfach nur still, saßen Arm in Arm da, lauschten den Vögeln, die noch unterwegs waren und erfreuten uns an den blühenden Blumen.

All dies sollte nun zur Vergangenheit gehören? Endgültig?
Die ersten Wochen nach dem Tode meiner Frau konnte ich noch gut herumbringen. Vieles war zu erledigen; hier ein Schriftstück, dort eine Überweisung. Der eine wollte dies, der andere das. Manch einer wünschte sich noch ein letztes Erinnerungsstück. So wurde man auf Trab gehalten. Da blieb nicht viel Zeit, um nachzudenken. Zur Ruhe kam ich eigentlich nur dann, wenn ich zum Friedhof ging, an das Grab meiner Frau, mich dort auf die Bank setzte und in Gedanken ganz fest bei ihr war. Ich erzählte ihr, was die Tage so brachten, wer dieses und jenes wollte und welche Aufgaben sich mir stellten, um deren Erledigung ich mich kümmern musste. Da fand ich die Ruhe, die ich brauchte, um für eine kurze Zeit zu mir zu finden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass meine Frau gar nicht weg war, sondern das sie immer noch bei mir war und mir einfach nur still zuhörte! Vielleicht war sie das auch und half mir, das Richtige zu tun. Wer weiß? …


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